Hannes Mäser

Landwirtschaft

Rückkehr zur Landwirtschaft

Grundsätzliche Information zu unseren Projekten in Tansania

Hannes Rauch
31.8.2025

Zur Situation der Landwirtschaft

In den letzten Jahren hat sich die industrielle Landwirtschaft in Tansania in den flachen Gebieten sehr entwickelt, der Grund liegt im Aufkauf von großen Ländereien durch globalisierte Unternehmen. Das sogenannte „Landgrabbing“ ist in Tansania ein sehr großes Thema. Die industrielle Landwirtschaft wurde vor allem von der Regierung sehr unterstützt, aufgrund des großen Bedarfes an innerafrikanischem Exporthandel, vor allem von Mais und Grundnahrungsmitteln. Die industrielle Landwirtschaft ist eine sehr konventionelle Landwirtschaft mit Pestiziden-, Herbiziden- und Kunstdüngereinsatz. Fast in allen Gebieten der industriellen Landwirtschaft muss bewässert werden. In den Projektregionen von RDO ist die Subsistenzlandwirtschaft vorherrschend. Diese Landwirtschaft ist sehr arbeitsintensiv, da maschineller Einsatz nicht möglich ist. Lediglich in der Projektregion Malangali werden vereinzelt Esel und Rinder zum Pflügen verwendet.

Umdenken bei jungen Menschen

Durch die arbeitsintensive Landwirtschaft in der RDO-Region haben vor allem die jungen Leute in den letzten Jahren ihr Interesse an der Landwirtschaft verloren. Die Preise für Landwirtschaftsprodukte aus dem lokalen Anbau waren sehr schwankend und vor allem Transport und Vermarktung wurden immer teurer. Vor 20 Jahren hat sich der Anbau von Pinienwäldern durchgesetzt, eine Art „Cashcrop“, die vor allem den vermögenden Familien ein gutes Einkommen brachte. Diese monokulturelle Waldwirtschaft hat die Böden sehr nachteilig beeinflusst durch Versauerung des PH-Wertes. In den letzten Jahren ist der Holzpreis aufgrund von Exporteinbrüchen nach Kenia eingebrochen und das Sägen und der Transport des Holzes wurde aufgrund der hohen Energiepreise sehr verteuert. Seit zwei Jahren gibt es kaum mehr Gewinn durch die Holzwirtschaft. Durch die hohe Inflation und der Niedergang in der Wirtschaftlichkeit der Holzwirtschaft hat zu einem Umdenken, vor allem bei den jungen Menschen, geführt. Das hohe Bevölkerungswachstum und die enorme Entwicklung in den Städten hat einen hohen Bedarf an Nahrungsmitteln gebracht. In den Städten wird vieles wieder über die lokalen Märkte abgewickelt. Viele junge Leute haben nun ihr Interesse wieder im Landbau und in der Landwirtschaft entdeckt. In den vergangenen Jahren wurde jedoch viel Wissen von der älteren Bevölkerung nicht mehr an die Jungen weitergegeben. Grundsätzlich kann man sagen, dass sich die Subsistenzwirtschaft nicht wirklich entwickelt hat. So liegt ein großes Potenzial in der Entwicklung von besseren Anbaumethoden im Wechselfruchtbau und vor allem im Einsatz von biologischen Düngemitteln.

Neues Ausbildungskonzept

Vor 3 Jahren wurde in der RDO-Organisation begonnen, dem Trend der jungen Bevölkerung zur Landwirtschaftsausbildung etwas anbieten zu können. Es ist gelungen ein Ausbildungskonzept zu entwickeln, das im Kern eine kleine Ausbildungsstätte für ca. 20 Studierende vor Ort in einer Farm sich vorstellt. In drei Standorten, nämlich Kinyambulunge/Mdabulo, Makungu in Kilolo und Malangali konnte Farmland zugewiesen werden und es wurde bereits begonnen, ein Ausbildungsgebäude zu errichten. Die Errichtung dieser kleinen Landwirtschaftsschulen ist Teil der Ausbildung. Der Unterricht ist sehr praxisbezogen und biologisch und nachhaltig orientiert. Als Lehrende werden auch erfahrene Bauern aus den Dörfern hinzugezogen. Ziel ist es einerseits die traditionelle Landwirtschaft weiter zu entwickeln durch Wechselfruchtbau, Permakultur und auch Mechanisierung der Grundbodenbearbeitung. Unterrichtet werden in Praxis und Theorie:

  • Erosionsschutzdurch Konturanbau
  • Entwicklungvon Kompostwirtschaft
  • Wechselfruchtbau
  • Einsatzvon Leguminosen
  • Erntetechniken(Dreschen von Getreide und Bohnen)
  • Obstanbau(Avocado, Äpfel, Zitrus, Kaffee und Tee)
  • Gemüseanbau
  • Fischzucht
  • Bewässerungstechniken
  • Viehzucht(Hühner, Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen)
  • Produktveredelung
  • Marketing
  • Rechnungswesenund Geldverwaltung

Erneuerbare Energie und Elektromobilität

Da die Schulen in großer Entfernung zum Stromnetz sind, wird miterneuerbarer Energie gearbeitet. Zum Beispiel in Kinyambulunge wurde ein kleines Wasserkraftwerk, ein Windgenerator und Solarpanelle bereits installiertund im Unterricht verwendet.

Ein weiteres großes Gebiet ist die Elektromobilität. Derzeit werden Elektrofahrräder, Elektromotorrad und Elektrotransportdreirad getestet. Die Grundgeräte kommen aus China und werden in Tansania auf Elektroantrieb umgebaut. Diese Umbauten sind sehr „provisorisch“ und auf städtische Anwendung angelegt. Hier ist noch ein weites Entwicklungspotenzial vorhanden, vor allem für die Nutzung in der ländlichen Projektregion.


Die sehr arbeitsintensive Bodenbearbeitung mittels der traditionellen Haue versuchen wir mit dem Einsatz von Einachstraktoren, mittels Pflug und Gruppergeräte zu vereinfachen. Dazu haben wir in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule in Dornbirn ein Pionierprojekt, wo wir einen Diesel betriebenen Einachstraktor auf Elektroantrieb umrüsten und damit mittels Solarenergie betrieben werden können. Der Vorteil der Einachstraktoren liegt darin, dass sie im steilen Gelände den Konturen entlang pflügen können. Auch können sie Transporte preisgünstiger durchführen.


Gedacht ist, dass junge Leute Gemeinschaften bilden und ein Gerät dann in sogenannten Lohnarbeit der Bevölkerung zur Verfügung stellen. Diese Art von Gruppenlohnarbeit hat sich vor allem im Sägegewerbe in den Dörfern sehr bewährt. Im Aufbau der Schulen wird die Minimierung von CO2 berücksichtigt. Diesen Schulen kommt auch bei der Konzeptionierung von Konzepten zur CO2-Reduzierung eine große Bedeutung zu.


Im Jahr 2023 hat RDO vom Präsidialoffice den Auftrag erhalten, die Möglichkeiten der CO2-Reduzierung zu erforschen und daraus ein Konzept zu erstellen. In dieser Konzepterstellung ist die Entwicklung einer nachhaltigen Biolandwirtschaft auf dörflicher Basis mit den topographischen Gegebenheiten sehr bedeutsam.
Ein großes ungelöstes Thema in RDO ist nach wie vor die Reduktion des Brennholzbedarfs durch Kochöfen, die von der Bevölkerung praktisch auch angenommen werden. Dies ist ein Schwerpunkt für die kommenden Monate bzw. 2026.  


Im Jahr 2024 hat sich in der Eine-Welt-Gruppe ein Team unter der Leitung von Reinold Amann und Bernhard Fritz dem Thema "Elektromobilität und CO2-Reduktion" gebildet.

Johannes Rauch (April 2025)

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